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NEWS ÜBERSICHT

Trumps Venezuela-bezogene Strafzölle zeigen Wirkung

28. März 2025

Selbst, wenn die längerfristigen Auswirkungen von Washingtons Idee, Käufer von venezolanischem Öl mit Strafzöllen zu belegen, noch nicht abzusehen sind, hat die Massnahme doch schon einmal für zwei Dinge gesorgt: Chaos und daraus resultierende Unsicherheit. Diese schlägt sich offenbar im Ölhandel zwischen Venezuela und einem seiner wichtigsten Kunden China nieder.

Denn während etwa die Nachrichtenagentur Bloomberg sich auf aktuelle Tankertrackingdaten beruft und meldet, dass Venezuela in diesem Monat noch eine wahre Flut an Öl nach China losgeschickt hat, signalisierte die Volksrepublik, man wolle von jetzt an lieber Vorsicht walten lassen und die Käufe aus dem südamerikanischen Land einschränken. Laut Bloomberg dürften die Lieferungen nach China im März noch auf 400.000 B/T steigen, den höchsten Stand seit Juni 2023.

Ob China all diese Mengen jedoch auch abnehmen wird, scheint fraglich. Zumindest scheinen die chinesischen Händler sich mit April-Käufen zurückzuhalten. Aus Raffinerikreisen hiess es, man müsse abwarten, wie die Zölle tatsächlich umge-setzt würden und ob Peking sie anweisen werde, ihre Käufe einzustellen. Ein Händler für venezolanisches Öl sagte, sein Unternehmen werde in jedem Fall auf den Kauf von Lieferungen im April verzichten. Das Schlimmste auf dem Ölmarkt ist die Unsicherheit. Wir werden es vorerst nicht wagen, das Öl anzurühren. Ein anderer Ölhändler beklagte, die Situation sei ein totales Chaos.

Zum Ende der Woche geben die Notierungen im frühen Handel zwar leicht nach, halten sich aber insgesamt auf hohem Niveau in der Nähe ihrer gestrigen Monatshochs. Damit steuern Brent und WTI auch auf den dritten Wochengewinn in Folge zu.

Gestützt hatten zuletzt vor allem die strengen Iran Sanktionen der USA, sowie die drohenden US Strafzölle gegen Käufer von venezolanischem Öl. Letztere sollen gemeinsam mit Donald Trumps reziproken Zöllen am 2. April in Kraft treten. Seit Anfang März waren die Preise an ICE und NYMEX tendenziell gestiegen, da die Anleger mögliche Lieferunterbrechungen, durch die von Präsident Donald Trump verhängten Sanktionen und Zölle einkalkulierten.

Der Hauptgrund für den Preisanstieg ist die sich verändernde Landschaft der weltweiten Ölsanktionen, fassen die Analys-ten bei der BMI zusammen. Der potenzielle Verlust venezolanischer Rohölexporte an den Markt aufgrund von Sekundärz-öllen und die Möglichkeit, dass dasselbe auch auf iranische Fässer erhoben wird, hat zu einer offensichtlichen Verknap-pung des Rohölangebots geführt, meint auch Ölanalystin June Goh von Sparta Commodities.

Die Ölbörsen wurden in dieser Woche zusätzlich durch Anzeichen einer robusten Nachfrage in den USA, dem grössten Ölverbraucher der Welt, gestützt. So zeigte nicht nur der DOE Bestandsbericht am Mittwoch einen stärker als erwarteten Rückgang der Rohölvorräte, auch die Konjunkturdaten aus den USA waren in den letzten Tagen deutlich besser ausgefal-len als befürchtet. Damit wird die Angst vor einem wirtschaftlichen Kollaps infolge der aggressiven Zollpolitik aus Washington wieder etwas kleiner und auch die Sorge um die US-Ölnachfrage lässt nach.

Trump kündigt Strafzölle für Autoimporte an

27. März 2025

Gedroht hatte der US-Präsident damit schon länger, nun will Donald Trump ernst machen. Ab dem 2. April sollen 25 Prozent Strafzölle auf nicht in den USA produzierte Autos und Autoteile erhoben werden. Dies dürfte auch deutsche Hersteller hart treffen und eskaliert den transatlantischen Handelskrieg weiter.

Deutschland ist nicht das einzige Land, das Autos und Autoteile in die USA exportiert. Betroffen wären außerdem Länder wie Mexiko, Japan, Südkorea und Kanada, immerhin importiert Amerika aktuell fast die Hälfte aller im Land verkauften Fahrzeuge. Dies soll sich laut Trump nun ändern, „Wenn Sie Ihr Auto in den Vereinigten Staaten bauen, gibt es keinen Zoll“, so der Präsident. Dies sei der Beginn des „Tages der Befreiung in Amerika“, sagte Trump weiter.

Auch in der zweiten Wochenhälfte bleiben Sanktionen und Strafzölle das Hauptthema am Ölmarkt. Washingtons Druck auf den Iran und Venezuela stützt dabei weiterhin die Preise, während die neu angekündigten Strafzölle auf Autoimporte die Unsicherheit der Marktteilnehmer erhöhen.

„Der jüngste Aufwärtstrend trägt offenbar dem Wirbel um die Zölle für Käufer von venezolanischem Öl Rechnung“, kommentiert Suvro Sarkar von der DBS Bank und fährt fort: „Wir sind weiterhin der Meinung, dass Trumps Politik in Bezug auf den Iran und Venezuela das größte Aufwärtsrisiko für die Ölpreise darstellt, so dass dies derzeit teilweise zum Tragen kommt“.

Tatsächlich soll mit der indischen Reliance Industries, die den weltweit größten Raffineriekomplex betreibt, ein erstes Unternehmen beschlossen haben, die Ölimporte aus Venezuela zu stoppen. Dies sickerte gestern aus Insiderkreisen durch.

Marktexperte Sarkar hält es dennoch für unwahrscheinlich, dass die Preise wieder auf das höhere Niveau von Anfang 2025 zurückkehren werden, da „die Nachfragesorgen aufgrund der politischen Unsicherheit in den USA und der Zollkriege den Markt früher oder später wieder einholen werden“.

Damit könnte er durchaus recht behalten, denn Washington hat mit der Verfügung neuer Strafzölle auf Autoimporte seine globalen Handelsstreits weiter eskaliert. Am Ölmarkt fragt man sich unterdessen verstärkt, welche Auswirkungen diese konkreten Strafzölle auf die Öl- und Kraftstoffnachfrage haben werden. Als sicher gilt, dass die Autopreise in den USA erst einmal steigen dürften.

Mit weniger verkauften Autos liegt die Annahme nahe, dass der Öl- und Kraftstoffverbrauch eher zurückgeht. Doch einige Marktbeobachter halten es auch für möglich, dass dadurch die Umstellung auf E-Mobilität und/oder modernere, umweltfreundlichere Technologien ausgebremst wird, was wiederum die Nachfrage nach fossilem Brennstoff stützen würde. Was tatsächlich passiert, bleibt abzuwarten, zumal der US-Präsident auch noch sechs Tage Zeit hat, seine Meinung wieder zu ändern.

Insgesamt bleibt also auch dieser neue Zollstreich Donald Trumps ein enormer Unsicherheitsfaktor an den Märkten, so auch am Ölmarkt. „Die wirtschaftlichen Bedenken im Zusammenhang mit Trumps Vorliebe für Zölle sind nach wie vor groß und stellen eine Bedrohung für die künftige Kraftstoffnachfrage dar“, fasst Priyanka Sachdeva von Phillip Nova zusammen.

Es bleibt somit schwer, eine fundamentale Einschätzung zu treffen. Nach wie vor herrschen widerstreitende Faktoren am Ölmarkt, die für ein Spannungsfeld aus Unsicherheiten sorgen. Da jedoch die bullishe Wirkung der Sanktionen und Zölle gegen Iran und Venezuela ebenso eingepreist sein dürfte, wie die bullishen Bestandsdaten von gestern, nehmen wir heute wieder eine fundamental neutrale Haltung ein.

Vortageshochs bremsen Brent und WTI aus

25. März 2025

Die Ölfutures begannen die neue Handelswoche vor einem weiterhin eher bullishen fundamentalen Hintergrund. Während die neuen Iran-Sanktionen der US-Regierung weiter stützten, kamen allerdings Zweifel über die Einhaltung der OPEC+-Kompensationen auf. Davon abgesehen wartete der Markt auf die Gespräche zwischen den Delegationen aus Russland und den USA, die erneut in Saudi-Arabien stattfinden sollten. Ebenfalls eher bullish waren am Montagmorgen die charttechnischen Faktoren, da die Ölfutures oberhalb der GD21 notierten und die kurzfristigen Aufwärtstrends weiterhin intakt waren. Verkaufssignale des Stochastik blieben derweil weiterhin aus. Angesichts der "positiven" Gespräche zwischen Vertretern der USA und der Ukraine, orientierten sich die Ölfutures an ICE und NYMEX im asiatischen Handel am Montagmorgen erst einmal nach unten.

Nach den Gesprächen zwischen der Delegation aus den USA und den Gesandten aus Russland am gestrigen Montag wollen sich am heutigen Dienstag nun laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch einmal die Vertreter der Ukraine mit den US-Delegierten zusammensetzen, um über die weiteren Entwicklungen in der Ukraine zu sprechen. Eine gemeinsame Stellungnahme zum gestrigen Treffen zwischen den USA und Russland wurde für den heutigen Dienstag angekündigt.

Laut dem Weißen Haus und dem Kreml-Sprecher Dmitry Peskov geht es derzeit hauptsächlich um die Sicherheit der Schifffahrt im Schwarzen Meer. Wann es tatsächlich auch zu einem Waffenstillstand in der Ukraine kommen wird, und ob überhaupt, bleibt allerdings abzuwarten. Die gegenseitigen Angriffe Russlands und der Ukraine gingen zuletzt weiter, sodass sich auch der bearishe Effekt der Aussicht auf einen Waffenstillstand bislang an den Ölbörsen in Grenzen hält.

Ebenfalls weiterhin gespannt sein dürfen die Marktteilnehmer auf die Wirkung der für April angekündigten Rückführung der freiwilligen Zusatzkürzungen einiger OPEC+-Länder. Wenngleich diese laut Alexander Nowak, Russlands Vize-Ministerpräsident und Energiebeauftragter, natürlich überhaupt nichts mit dem Druck zu tun hat, den US-Präsident Trump Anfang des Jahres auf die Allianz machte, damit diese die Ölpreise sinken lässt, wirkt Trump seinem Ziel - also niedrigeren Preisen - immer wieder selbst entgegen.

So zum einen mit den weiteren Iran-Sanktionen, die die US-Regierung in der vergangenen Woche verkündet hatte, und nun auch mit den Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent für Länder, die Öl aus Venezuela importieren. Zwar haben sich weder der Iran, noch Venezuela an den freiwilligen Produktionskürzungen der OPEC+ beteiligt, die Maßnahmen der Trump-Regierung könnten die Fördermengen der beiden OPEC-Länder allerdings wieder deutlich sinken lassen, sodass die Produktionssteigerung der OPEC+ letztlich ohne Wirkung bleiben könnte

Davon abgesehen schürt Trumps Zoll-Politik allerdings auch die Konjunktur- und Nachfragesorgen der Marktteilnehmer. "Die Anleger befürchten, dass Trumps diverse Zölle die Wirtschaft bremsen und die Ölnachfrage dämpfen könnten, aber die Aussicht auf schärfere US-Sanktionen gegen venezolanisches und iranisches Öl, die das Angebot einschränken, sowie seine raschen politischen Veränderungen machen es schwierig, große Positionen einzugehen“, meint auch Analyst Tsuyoshi Ueno vom NLI Research Institute, wo man davon ausgeht, dass der Preis der US-Rohölsorte WTI bis zum Ende des Jahres im Bereich von 70 Dollar bleiben wird, wobei er sich aus saisonalen Gründen zeitweise auch etwas stärker von dieser Marke abheben dürfte, wenn in die USA und andernorts die Sommer-Fahrsaison beginne, so Ueno.

Heute Abend wird das API außerdem seinen wöchentlichen Bericht zur Entwicklung der US-Ölbestände bekannt geben. Die Daten, die um 21:30 Uhr fällig sind, werden morgen Früh auf unseren Seiten verfügbar sein, allerdings keine Zahlen zur Nachfrage oder Ölproduktion der USA enthalten. Diese werden wie üblich erst mit dem offiziellen Bericht des DOE am Mittwoch erscheinen. Im frühen Handel heute Morgen kamen Brent und WTI nicht über die Widerstände im Bereich der Vortageshochs hinaus. Die Mitteldestillatkontrakte haben bis zu diesen heute Morgen noch wesentlich mehr Spielraum und da sich die Ölfutures aktuell wieder leicht nach unten orientieren, zeichnet sich bei den Inlandspreisen rein rechnerisch bislang noch keine klare Richtung ab.

Umerov: Gespräche zwischen Delegierten der USA und der Ukraine "produktiv"

24. März 2025

Bevor sich am heutigen Montag erneut die Delegationen der USA und Russlands in Saudi-Arabien über einen möglichen Waffenstillstand in der Ukraine austauschen, führten die US-Gesandten am gestrigen Sonntag bereits Gespräche mit Vertretern der Ukraine. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerov bezeichnete diese als "produktiv und fokussiert". Bei den Gesprächen seien "entscheidende Punkte, einschließlich Energie" diskutiert worden, teilte Umerov über soziale Medien mit.

Beim Treffen der "technischen Teams" Russlands und der USA am heutigen Montag soll es laut dem Berater der US-Regierung für Nationale Sicherheit, Mike Waltz, vor allem um eine Waffenruhe im Schwarzen Meer gehen. Darauf könnten Verhandlungen im Hinblick auf "die Kontrolllinie, also die eigentlichen Frontlinien" im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine folgen, so Waltz weiter.

Nachdem die Rohölpreise an ICE in der Woche zum 14. März noch einen eher geringen Preisanstieg verzeichnet hatten, fiel das Plus in der vergangenen Woche bereits deutlich stärker aus. Dies hatte in erster Linie mit angebotsseitigen Faktoren zu tun.

So verschärfte die Trump-Regierung einmal mehr ihre Sanktionen gegen den Iran, was das Ölangebot der Islamischen Republik zusätzlich beeinträchtigen dürfte. Iran ist nach Saudi-Arabien und Irak der drittgrößte Ölproduzent der OPEC, sodass die Aussicht auf stärkere Einschnitte in das iranische Ölangebot eine bullishe Wirkung hat, auch wenn das Land in der Vergangenheit trotz zahlreicher Sanktionen immer wieder Mittel und Wege gefunden hatte, sein Öl auf den Markt zu bringen.

Davon abgesehen hatte die OPEC vergangene Woche den aktuellen Kompensationsplan der OPEC+-Länder vorgelegt, die die Fördergrenzen seit Anfang 2024 vereinzelt oder aber in vereinzelten Fällen nahezu durchgehend überschritten hatten. Obwohl die angekündigten Kompensationen der ab April geplanten Rückführung der freiwilligen Produktionskürzungen einiger OPEC+-Länder entgegen wirken würden, zweifelt Analyst Kieran Tompkins von Capital Economics daran, dass die Länder, die in der Vergangenheit zuviel Öl förderten, die Kompensationen auch tatsächlich "durchziehen".

"Auf den ersten Blick sollten es diese Kompensationskürzungen den OPEC+-Mitgliedern, einschließlich Saudi-Arabien, das bisher den größten Teil der Produktionskürzungen geschultert hat, ermöglichen, ihre Produktion endlich wieder zu erhöhen, doch könnte dies durchaus der Beginn des nächsten Kapitels der internen OPEC+-Spannungen sein“, so Tompkins.

Unterdessen fragt man sich am Markt, wie es im Ukraine-Konflikt und damit auch mit den Sanktionen gegen Russlands Energiesektor weitergehen wird. Die Gespräche zu einer möglichen Waffenruhe im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine "erhöhen die Aussichten auf einen Anstieg der russischen Exporte im Falle einer Lösung, während die Produktionserhöhung der OPEC+ bereits im April auf weitere Angebotssteigerungen hindeutet, die von der Nachfrage möglicherweise nicht vollständig absorbiert werden können", so Analyst Yeap Jun Rong von IG zum Thema.

Die Nachfrageentwicklung wiederum dürfte nicht zuletzt auch davon abhängen, wie es hinsichtlich der Handelspolitik der USA weitergeht. Diesbezüglich wartet der Markt auf den 2. April, denn dann sollen die von Trump angekündigten Gegenzölle für potenzielle Reaktionen der US-Handelspartner auf die Strafzölle Washingtons greifen. Allerdings hieß es zuletzt, die Gegenzölle dürften wohl gezielter eingesetzt werden, als der Rundumschlag, mit dem Trump anfangs noch gedroht hatte.

Neue OPEC+ Kompensationspläne gleichen Angebotssteigerung aus

21. März 2025

Am Donnerstag hat die OPEC+ auf ihrer Homepage einen detaillierten Kürzungsplan für die acht Mitglieder veröffentlicht, die an den freiwilligen Förderkürzungen beteiligt sind. Darin sind laut OPEC auch aktualisierte Kompensationskürzungen für die Länder enthalten, die zuletzt immer wieder durch starke Überproduktion aufgefallen waren, darunter etwa der Irak und Kasachstan.

Der aktualisierte Plan umfasst den Zeitraum bis Juni 2026 und sieht monatliche Kürzungen zwischen 189.000 B/T und 435.000 B/T vor. Nach dem überarbeiteten Plan wird der Irak den größten Teil des Beitrags zu den Entschädigungskür-zungen leisten und bis zum Ende des angegebenen Zeitraumes insgesamt 1.954 Mio. B/T weniger produzieren als aktuell, gefolgt von Kasachstan und Russland mit 908.000 B/T bzw. 706.000 B/T. Insgesamt wird die OPEC+ bis Juni 2026 gemäß des neuen Kompensationsplanes 4,203 Mio. B/T weniger produzieren als noch im Februar.

Auffällig ist, dass die geplante Rückführung der freiwilligen Kürzungen, die insgesamt 2,2 Mio. B/T betragen, damit mehr als kompensiert wird. Die OPEC+ hatte bei ihrer letzten Vollversammlung beschlossen, die Fördermengen ab April in einer ersten Tranche um 138.000 B/T zu erhöhen. Der neue Kompensationsplan zeigt für April allerdings auch eine Ausgleichs-kürzung von insgesamt 249.000 B/T. Allein die geplante Kürzung des Irak beträgt im April mit 116.000 B/T etwa 80 Pro-zent der Angebotssteigerung.

Die neuen US-Sanktionen gegen den Iran und ein aktualisierter Kompensationsplan der OPEC+ sorgen dafür, dass sich die Ölpreise zum Wochenende auf hohem Niveau stabilisieren. Sie sind damit auf dem besten Weg, einen zweiten Wochen-gewinn in Folge zu markieren.

Gestern Nachmittag hatte das US-Finanzministerium neue Iran bezogene Sanktionen bekannt gegeben (20.03.2025 US-Regierung verschärft Iran-Sanktionen erneut). Erstmals gerieten dabei auch ein unabhängiger chinesischer Raffineriebe-treiber, sowie andere Unternehmen und Schiffe ins Visier, die an der Lieferung von iranischem Rohöl nach China beteiligt sind.

Es ist schon die vierte Runde von Sanktionen gegen den Iran seit Donald Trump im Februar seine Kampagne des „maxi-malen Drucks“ gestartet hatte. Anknüpfend an seine erste Amtszeit, während der die USA das Atomabkommen mit Tehe-ran einseitig aufgekündigt und die strengen Sanktionen wieder in Kraft gesetzt hatten, ist auch dieses Mal das Ziel, die Exportmengen des Landes auf Null zu drücken.

Die Sanktionen stellen eine klare Eskalation des Risikos für die physischen Lieferungen in der Region dar, obwohl die heu-tigen Maßnahmen nicht zu einem vollständigen Stopp des illegalen iranischen Ölhandel nach China führten, kommentier-ten die Analysten bei RBC Capital Markets und fügen an: Während die physischen Auswirkungen minimal sind, halten wir es für angemessen, dass die Risikoprämie hier ernster genommen wird.

Bei der ANZ Bank erwartet man aufgrund strengerer Sanktionen einen Rückgang der iranischen Rohölexporte um 1 Mio. B/T. Das Datenanalyseunternehmen Kpler schätzt die iranischen Rohölexporte im Februar auf über 1,8 Mio. B/T, geht aber davon aus, dass diese Zahlen aufgrund der sanktionsbedingten Verschleierung der Aktivitäten iranischer Schiffe wahrscheinlich angepasst werden müssen.

Unterdessen hat die OPEC einen neuen, langfristigen Kompensationsplan vorgelegt, der detailliert zeigt, wie die Sorgen-kinder Irak, Kasachstan und Russland in den kommenden 15 Monaten ihre bisherige Überproduktion abbauen wollen. Allein die Kürzungen des Irak kompensieren dabei einen Großteil der ab April geplanten Angebotserhöhung, die die OPEC+ Anfang des Monats bekräftigt hatte zumindest theoretisch.

Russland/Ukraine: Vorerst keine Angriffe auf Energieanlagen mehr

19. März 2025

Das mit Spannung erwartete Telefonat zwischen Donald Trump und Wladimir Putin brachte nicht die erhoffte Zustimmung Russlands zur vorgeschlagenen 30-tägigen Waffenruhe. Statt dessen forderte der Kreml die Einstellung aller Militärhilfen an die Ukraine und erklärte sich im Gegenzug zu einer Aussetzung der Angriffe auf die Energie-Infrastruktur bereit. Die Ukraine befürwortete den Beschluss.

Donald Trump feierte den Teilerfolg nach dem Gespräch als großen Sieg, mit dem der Friedensprozess nun begonnen habe. Insgesamt bleibt jedoch ein schaler Geschmack zurück, denn Zugeständnisse von russischer Seite gab es keine, statt dessen weitere Forderungen. Kritiker warnen, dass Putin die USA nur hinhält, so etwa der ehemalige amerikanische Boschafter in Moskau Michael McFaul. Er glaubt, dass „Putin keinerlei Interesse an einem Waffenstillstand hat“.

Die Ölpreise bleiben am Mittwoch unter Druck, nachdem Russland zugestimmt hat, die Angriffe auf die Energieinfrastruktur zwischen Moskau und Kiew vorübergehend einzustellen. Diese Einigung könnte dazu führen, dass zukünftig wieder mehr russisches Öl auf den Weltmarkt gelangt.

„Die Vereinbarung ist ein positiver Schritt in Richtung einer möglichen Lösung. Die Einstellung der Angriffe auf ukrainische Energieanlagen verringert das Risiko weiterer Angebotsstörungen und setzt die Ölpreise unter Druck“, erklärte Yeap Jun Rong, Marktstratege bei IG.

Russland, einer der weltweit größten Ölproduzenten, hat seit Beginn des Krieges seine Fördermengen aufgrund westlicher Sanktionen reduzieren müssen. Ein möglicher Waffenstillstand könnte zur Lockerung dieser Sanktionen führen, was das Angebot erhöhen und die Preise weiter senken könnte, so die verbreitete Meinung unter Analysten und Marktbeobachtern.

Unterdessen nehmen die Spannungen im Nahen Osten wieder rapide zu. Am Wochenende hatten die USA ihre Angriffe auf die Huthi-Rebellen im Jemenverschärft und den Iran für weitere Attacken verantwortlich gemacht, die den Schiffsverkehr im Roten Meer beeinträchtigen. Israel beendete unterdessen den seit Februar geltenden Waffenstillstand mit einem massiven Angriff auf den Gazastreifen. An den Ölmärkten bleibt die Risikoprämie bisher allerdings gering, da die Ölversorgung aus der Region bisher nicht betroffen ist.

Statt dessen konzentrieren sich die Marktteilnehmer verstärkt auf die bearishen Faktoren. Dabei bleiben die Top Drei der Ölmarkthitparade die erwartete Angebotserhöhung der OPEC-Staaten und ihrer Partner, die schwache Nachfrageentwicklung in China und die Trumpsche Zollpolitik und die daraus resultierenden Handelskriege.

„Die Erholung der Ölpreise verliert an Schwung, da makroökonomische Unsicherheiten die geopolitischen Risiken überlagern. Zudem erhöhen steigende US-Rohölbestände den Druck“, erläutert Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Groep NV in Singapur und nimmt dabei Bezug auf die API-Bestandsdaten von gestern, die einen höher als erwarteten Aufbau der Rohölbestände meldeten – ein Faktor, der durchaus bearish interpretiert werden kann.

Die Märkte blicken nun heute noch gespannt auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve und die anschließenden Kommentare von Fed-Chef Jerome Powell. Dabei erhofft man sich vor allem Signale für die mittel- und längerfristige Zukunft der Geldpolitik im Lichte der neuen Politik aus Washington. Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung und ein jüngster Ausverkauf an den Aktienmärkten hatten zuletzt die Risikoscheu der Anleger verstärkt.

Israel führt wieder massive Angriffe im Gazastreifen durch

18. März 2025

Etwa zwei Monate nach Beginn der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen hat Israel am frühen Dienstagmorgen wieder heftige Angriffe auf Positionen der radikalislamischen Gruppe aufgenommen. Seitens des israelischen Militärs hieß es, die Angriffe hätten auf die Infrastruktur und die mittlere Führungsebene der Hamas abgezielt. Die Hamas warf Israel nach den Angriffen, die laut dem von der Miliz kontrollierten Gesundheitsamt mindestens 200 Menschen das Leben kosteten, den Bruch der Waffenruhe vor.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begründete die Angriffe mit der Weigerung der Hamas, weitere Geiseln freizulassen und sämtliche Vorschläge für eine längerfristige Waffenstillstand abzulehnen. "Israel wird von nun an mit zunehmender militärischer Stärke gegen die Hamas vorgehen", so Netanjahu in einer Stellungnahme. Aus dem Weißen Haus hieß es unterdessen, Israel habe die US-Regierung vor den Angriffen konsultiert.

Die geopolitischen Faktoren scheinen sich in dieser Woche wieder zunehmend in den Vordergrund zu drängen. Hatten die Marktteilnehmer diesbezüglich in der vergangenen Woche ihre Aufmerksamkeit noch hauptsächlich auf die Entwicklungen im Bezug auf den Ukraine-Krieg gerichtet, so traten zuletzt auch wieder die Konflikte Gazastreifen und (damit zusammenhängend) in der Region in und um das Rote Meer in den Vordergrund.

Dabei ist nicht zuletzt auch die Frage, wie sich die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten auf die Beziehungen zwischen den USA und Iran auswirken, zumal US-Präsident Trump die Islamische Republik auf seiner Social Media Plattform Truth Social noch einmal ausdrücklich für die Angriffe der Huthi-Miliz auf amerikanische Anlagen im Roten Meer verantwortlich machte. "Jeder Schuss, der von den Huthi abgefeuert wird, wird von nun an als ein Schuss betrachtet werden, der von den Waffen und der Führung des IRAN abgefeuert wurde, und der IRAN wird dafür verantwortlich gemacht werden", so Trump in seinem Post.

Bereits vor den jüngsten US-Luftangriffen auf Huthi-Stellungen im Jemen und der Drohung Trumps gegenüber dem Iran hatten die USA die Sanktionen gegen Teheran wieder verschärft. Nach Einschätzung der Analysten Brian Martin und Daniel Hynes von ANZ Group Holdings Ltd. könnte sich der Ausfall des iranischen Ölangebots durch das strengere Vorgehen der USA gegen den Iran in der Größenordnung von 1 Million Barrel pro Tag bewegen und die [Produktions-] Anstiege der OPEC ausgleichen, während sie die freiwilligen Produktionskürzungen auslaufen lässt".

Im Hinblick auf die Ukraine steht das Telefonat Trumps mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin im Fokus, das für den heutigen Dienstag angekündigt wurde. Wenngleich Trump zuletzt Optimismus versprüht hatte, was das Erreichen eines Waffenstillstandsabkommens für die Ukraine anbelangt, so blieb Putins Reaktion auf den von den USA und der Ukraine unterbreiteten Vorschlag zu einer Waffenruhe bislang zurückhaltend.

Auf der Nachfrageseite lieferten die Anfang der Woche veröffentlichten Konjunkturdaten aus China sowie der Sonderaktionsplan der Regierung, der für ein stärkeres Wachstum sorgen soll, neue bullishe Impulse für die Ölmärkte. Allerdings lieferten die niedrigeren Wachstumsprognosen der OECD sowie Abwärtskorrekturen bei den Preisprognosen der Investmentbank Goldman Sachs gleich bearishe Gegenargumente. Sowohl die OECD, als auch die Analysten von Goldman Sachs verwiesen bei ihren Erwartungen auf die Unsicherheiten, die die aggressive Handelspolitik der US-Regierung generiert.

USA greifen mehrere Huthi-Ziele im Jemen an

17. März 2025

Die USA haben in der Nacht zum Montag Luftangriffe auf mehrere Huthi-Ziele im Jemen durchgeführt, bei denen 53 Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Huthi-Anführer Abdul Malik al-Huthi drohte den USA nach den Angriffen: "Wenn sie ihre Aggression fortsetzen, werden wir die Eskalation fortsetzen“, sagte er in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Dies bedeutet, dass es wieder zu verstärkten Angriffen der Miliz auf internationale Handelsschiffe, die die Route über das Rote Meer und den Suez-Kanal nehmen, kommen dürfte.

Nach offiziell noch nicht bestätigten Angaben des Militärsprechers der Huthi hat die Miliz bereits einen zweiten Angriff auf den US-Flugzeugträger USS Harry S. Truman durchgeführt. Unterdessen berichtete das US-Militär, man habe am Sonntag elf Drohnen der Huthi-Miliz abgeschossen. Von diesen soll jedoch keine in die Nähe des Flugzeugträgers gelangt sein.

Die Rohölpreise an den Ölbörsen legten in der vergangenen Woche erstmals seit mehreren Wochen wieder zu, auch wenn es sich dabei nur um einen sehr schwachen Preisanstieg handelte. EIA und OPEC hatten im Verlauf der Woche bullishe Monatsberichte veröffentlicht und weitere Sanktionen der Trump-Administration gegen den Iran und Russland trugen ebenfalls zu dem leichten Anstieg der Rohölpreise auf Wochensicht bei.

Davon abgesehen versetzte Moskau mit seiner zurückhaltenden Reaktion auf den von USA und Ukraine besprochenen Vorschlag zu einer 30-tägigen Waffenruhe den Hoffnungen auf ein baldiges Ende des russischen Angriffskrieges einen Dämpfer. Und während Washington die Sanktionen gegen Russlands bereits wieder etwas verschärft hat, könnten auch die G7-Staaten bald weitere Strafmaßnahmen gegen das Land in Angriff nehmen.

Zu Beginn der neuen Handelswoche erhalten die Ölfutures an ICE und NYMEX nun weitere bullishe Impulse durch weitere geopolitische Risiken. So führten die USA am Wochenende die heftigsten Luftangriffe auf Positionen der Huthi-Miliz im Jemen durch, was wiederum zu verstärkten Angriffen der Gruppe auf internationale Handelsschiffe im Roten Meer führen dürfte. Da viele Reedereien bereits auf die längere Route um Afrika ausgewichen sind, dürften die jüngsten Entwicklungen weniger Einfluss auf den internationalen Ölhandel auf dem Seeweg haben, als vielmehr auf die Spannungen zwischen den USA und dem Iran, dem Washington eine Mitschuld an den Angriffen im Roten Meer gibt, weil die Huthi durch Teheran unterstützt werden. Auch Russland werfen die USA die Unterstützung der Miliz vor.

Während abzuwarten bleibt, welche Auswirkungen diese Gemengelage auf das Ölangebot Irans und Russlands haben wird (beispielsweise für den Fall, dass Washington die Sanktionen gegen die beiden Länder weiter verschärft), hofft der Markt in puncto Nachfrage auf eine positive Wirkung der Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur Chinas, die im Rahmen des vom chinesischen Staatsrat am gestrigen Sonntag angekündigten "Sonderaktionsplans" umgesetzt werden sollen. Mit diesen will die chinesische Regierung "den Konsum energisch ankurbeln, die Inlandsnachfrage in alle Richtungen ausweiten, die Konsumkapazität verbessern, indem das Einkommen erhöht und die Belastungen verringert werden", heißt es in einem Bericht des Rates.

Derweil fielen die Daten zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze und der Industrieproduktion Chinas heute Morgen besser aus, als für Januar und Februar erwartet, wobei die Industrieproduktion jedoch einen schwächeren Anstieg aufwies als noch im Dezember. Die Konjunkturdaten der Volksrepublik werden im Januar und Februar für gewöhnlich als gemeinsamer Datensatz veröffentlicht, was daran liegt, dass die Feierlichkeiten zum Wechsel des chinesischen Mondjahres im Februar allein zu starken Verzerrungen führen würden.

USA setzt Russland subtil unter Druck

14. März 2025

Während die Trump Administration ihre neuen Iran Sanktionen recht lautstark verkündete, erhöht sie den Sanktionsdruck auf Moskau eher subtil. Still und leise haben die USA eine Lizenz für Energiezahlungen auslaufen lassen, die eine Handvoll russischer Banken noch besass und das inmitten der sensiblen Verhandlungen um eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine.

Auf den Weg gebracht hatte noch Joe Biden das Ende dieser sogenannten General License 8, die es noch einigen russischen Banken ermöglichte, Zahlungen in US Dollar zu empfangen. In seinem Abschiedspaket an Russlandsanktionen war auch die Verkürzung der Lizenzfrist enthalten gewesen, die die Trump-Administration nun tatsächlich gestern Nacht hat auslaufen lassen. Einen offiziellen Kommentar aus dem Weißen Haus gab es dazu bisher nicht, man möchte sagen ungewöhnlicherweise.

Erst gestern hatte sich der russische Präsident Wladimir Putin zu dem von den USA und der Ukraine vorgelegten Vor-schlag zu einer 30tägigen Waffenruhe geäußert. Grundsätzlich sei man bereit dazu, allerdings müssten dafür noch zahl-reiche Fragen geklärt werden, so der Kreml-Chef. Er wolle mit den USA sprechen und regte ein Telefonat mit Donald Trump an. Während der Pressekonferenz dankte er dem US-Präsidenten direkt für die Initiative zur Beendigung des Krieges.

Die Volatilität an den Ölbörsen nimmt zu und so orientieren sich die Notierungen an ICE und NYMEX heute wieder leicht nach oben. Der Londoner Rohölkontrakt ist damit auch wieder zurück über 70 Dollar, nachdem er gestern um deutliche 1,5 Prozent nachgegeben hatte. Brent steht damit kurz vor einem vierten Wochenverlust, während WTI sogar zum ach-ten Mal in Folge auf Wochensicht Verlust machen könnte der längste Rückgang seit 10 Jahren!

Die Verluste von gestern erfolgten, nachdem die IEA ihre Prognosen zu einem Angebotsüberhang in diesem Jahr aufgrund eskalierender Handelskriege und der geplanten OPEC+ Förderanhebung verschärft hatte. Auch die Nachfrageprognosen hat die Agentur noch einmal korrigiert: Die makroökonomischen Bedingungen, die unseren Ölnachfrageprognosen zugrunde liegen, haben sich im vergangenen Monat verschlechtert, da die Handelsspannungen zwischen den USA und mehreren anderen Ländern eskaliert sind.

Ein Ende der von Trump losgetretenen Zoll Streitigkeiten ist unterdessen nicht in Sicht, im Gegenteil. Der US Präsident scheint weiterhin verwundert darüber, dass die von ihm mit Strafzöllen belegten Länder mit Gegenmaßnahmen reagieren und hat nun erneut Drohungen gegen die EU ausgesprochen. So erklärte er gestern, Wein, Cognac und andere Alkoholimporte aus Europa mit Zöllen von 200 Prozent belegen zu wollen.

Unterdessen erklärte der russische Präsident Putin am Donnerstag, Moskau unterstütze einen US Vorschlag für einen Waffenstillstand in der Ukraine grundsätzlich. Er stellte aber eine Reihe von Bedingungen und forderte die Klärung zahlreicher offener Fragen, bevor Moskau zustimmen könne. Dies lässt annehmen, dass der Weg bis zu einem tatsächlichen Abkommen noch recht lang sein könnte.

Dies könnte auch der Grund sein, weshalb die USA die Sanktionen gegen Russland erst einmal weiter angezogen haben, glaubt IG Marktanalyst Tony Sycamore. Die verhaltene Zustimmung Russlands zu einem 30 tägigen Waffenstillstandsvorschlag mit der Ukraine hat die Zuversicht auf eine kurzfristige Feuerpause geschmälert, so der Experte. Man hat das Gefühl, dass die USA die Sanktionen nicht aufheben werden, bevor Russland einem Waffenstillstand zustimmt.

Moskau: Noch keine Zustimmung zu Waffenruhe

13. März 2025

Die Verhandlungen zwischen der Ukraine und der USA in Saudi-Arabien hatten am Mittwoch einen ersten Erfolg in Form eines Vorschlages zu einer 30tägige Waffenruhe hervorgebracht. Allerdings zeigt sich Moskau bisher äußerst zurückhaltend mit einer Zustimmung. Eine Feuerpause scheint nicht im Interesse des Kremls, zumal man zuletzt Gebietsgewinne in der Ukraine verzeichnen konnte.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf hochrangige russische Quellen berichtet, falle es Putin schwer, einem Waffenstillstandsabkommen zuzustimmen, solange Russland Gebietsgewinne in der Ukraine verzeichnet. „Putin hat eine starke Position, weil Russland vorrückt“, werden die Quellen zitiert: „Es ist schwierig für Putin, dem (Vorschlag) in seiner jetzigen Form zuzustimmen.“

Die Ölpreise an ICE und NYMEX stabilisieren sich heute nach dem stärksten Anstieg seit zwei Wochen. Getrieben wurde dieser auch weiterhin durch einen schwachen Dollar, doch auch die nachlassende US-Inflation und ein eher bullisher DOE-Bestandsbericht stützten die Preise.

Die Verbraucherpreisindizes für Februar zeigten gestern eine rückläufige US-Inflation, obwohl Experten im Vorfeld mit einem Anstieg gerechnet hatten. Offenbar hat sich Donald Trumps aggressive Handelspolitik aber (noch) nicht auf die Preisteuerung ausgewirkt.

Dennoch bleiben makroökonomische Bedenken auch weiterhin ein Thema am Markt, denn die Gefahr einer Rezession im Lichte drohender Handelskrieg ist längst noch nicht gebannt. Kurzfristig wirken allerdings vor allem robuste Nachfragedaten, die der gestrige DOE-Bericht lieferte, gegen weitere Preisnachlässe.

„Sinkende US-Benzinvorräte weckten die Erwartungen eines saisonalen Nachfrageanstiegs im Frühjahr, doch Sorgen über die globalen wirtschaftlichen Auswirkungen der Zollkriege belasteten den Markt“, fasst Hiroyuki Kikukawa, Chefstratege von Nissan Securities Investment, die Marktlage zusammen. „Da bullishe und bearishe Faktoren gleichzeitig auftreten, ist es für den Markt schwierig geworden, sich entschieden in die eine oder andere Richtung zu bewegen“.

Erst gestern hatte Trump erneut mit einer Eskalation der globalen Handelskriege durch weitere Zölle gedroht. Er reagierte damit auf die von wichtigen Handelspartnern wie der EU angekündigten Vergeltungsmaßnahmen auf die neu eingeführten US-Zölle auf Aluminium und Stahlprodukte. Der Hyperfokus des neuen US-Präsidenten auf Strafzölle hat das Vertrauen von Investoren, Verbrauchern und Unternehmen gleichermaßen geschürt und macht die Angst vor einer US-Rezession nicht gerade kleiner.

„Die Rohölpreise haben von der risikofreudigen Stimmung an den Märkten profitiert“, erklärt Analystin Charu Chanana von Saxo Markets den gestrigen Preisanstieg. „Die Risiken bleiben jedoch bestehen, da Sorgen um das globale Wachstum und mögliche Zölle die Aussichten trüben.“

Die Rohölpreise sind seit Mitte Januar konstant unter Druck geraten, da die Anleger eine schwächere Nachfrage in Ländern wie China und den USA bei gleichzeitig steigendem globalen Angebot einpreisten. Allerdings hatte die EIA in ihrem Monatsbericht am Dienstagabend ihre Prognosen zum erwarteten Angebotsüberschuss stark revidiert und einen deutlich bullisheren Standpunkt eingenommen. Heute Vormittag könnte die IEA noch einmal für Richtungsimpulse sorgen, sollte sie EIA und OPEC in ihren bullishen Einschätzungen folgen.

US-Rohölvorräte laut API stark gestiegen - Abbauten bei Benzinbeständen

12. März 2025

In seinem Dienstagnacht veröffentlichten Ölbestandsbericht meldete das API einen stärker als von den Analysten erwarteten Anstieg der landesweiten Rohölbestände der USA. Die Rohölvorräte im US-Zentrallager in Cushing, Oklahoma, sollen dagegen in der Woche zum 7. März gesunken sein. Sollte das DOE diesen Rückgang bestätigen, wäre es der erste seit der letzten Januar-Woche.

Bei Benzin weist der API-Bericht einen stärker als erwarteten Rückgang der Vorräte auf, wohingegen die Destillatbestände der USA entgegen den Erwartungen der Analysten leicht zugenommen haben sollen. Da das API keine Zahlen zur Entwicklung von Raffinerieauslastung und Nachfrage veröffentlicht, ist schwer zu sagen, was der Grund für die stärker als erwarteten Aufbauten bei den landesweiten Rohölbeständen gewesen sein soll. Die Analysten gehen je-doch davon aus, dass die Raffinerieauslastung in der vergangenen Woche leicht zugelegt hat, sodass die Bestandsaufbauten eher von einem Anstieg der Netto-Rohölimporte der USA herrühren könnten.

Die aggressive Handelspolitik der Trump-Regierung macht derzeit auch dem Dollar zu schaffen, zumal mittlerweile sogar die Befürchtung aufgekommen ist, die USA könnten doch noch in eine Rezession schlittern. An sich macht ein schwächerer Dollar die in der US-Währung gehandelten Ölkontrakte günstiger für Käufer außerhalb der Vereinigten Staaten, was am gestrigen Dienstag besonders am Vormittag zu einer Erholung der an ICE und NYMEX gehandelten Ölfutures führte.

"Der schwächere Dollar wirkt der bearishen Tendenz der weltweiten Konjunkturabschwächung entgegen, auch wenn dies nur von kurzer Dauer zu sein scheint", meint diesbezüglich Priyanka Sachdeva, leitende Marktanalystin bei Phillip Nova. Auch Analyst Yeap Jun Rong von IG Asia Pte weist darauf hin, dass die Stimmung am Markt derzeit "fragil" ist und der gestrige Preisanstieg von den weiterhin bestehenden Unsicherheiten im Hinblick auf die Strafzölle der Trump-Regierung und die Entwicklung der US-Konjunktur überschattet wird.

Die EIA geht in ihrem Dienstagabend veröffentlichten Monatsbericht derweil davon aus, dass der Angebotsüberschuss im kommenden Jahr mit 0,48 Mio. B/T nur noch etwa halb so stark ausfallen dürfte, wie noch im vergangenen Bericht prognostiziert. Für 2025 rechnet die Behörde mittlerweile mit einem nahezu ausgeglichenen Markt. Bei diesen Erwartungen geht die EIA davon aus, dass unter anderem die rückläufigen Fördermengen Irans und Venezuelas im zweiten Quartal 2025 zu einem Rückgang der weltweiten Ölbestände führen werden.

Unter der Prämisse, dass die OPEC+ ihre Produktionskürzungen allmählich zurücknehmen wird und die Ölförderung von Ländern, die nicht der Allianz angehören, steigen wird, erwartet die EIA jedoch zum Ende des laufenden Jahres und für das gesamte Jahr 2026 wieder einen Anstieg der Bestände. "Infolgedessen prognostizieren wir einen Rückgang des Brent-Rohölpreises auf durchschnittlich $68 /Barrel im Jahr 2026", heißt es im Überblick zum Monatsbericht.

Abgesehen von der Produktion Irans und Venezuelas, die durch eine strengere Umsetzung der US-Sanktionen beeinträchtigt werden könnte, bleibt abzuwarten, wie es mit den US-Sanktionen gegen Russland weitergeht. Bei den Gesprächen der Delegationen aus den USA und der Ukraine in Saudi-Arabien, bei denen sich die Ukraine offenbar dazu bereit erklärte, einem 30-tägigen Waffenstillstand zuzustimmen, kündigte Washington an, die Militärhilfen für die Ukraine wieder aufzunehmen. Der Vorschlag über die Waffenruhe soll nun Russland vorgelegt werden. Sollte es bald nicht nur zu einem Waffenstillstand, sondern tatsächlich zu Frieden in der Ukraine kommen, könnten auch zahlreiche Sanktionen gegen die russische Ölindustrie wegfallen.

Im heutigen Tagesverlauf werden nun allerdings erst einmal der aktuelle Monatsbericht der OPEC, die Inflationsdaten aus den USA sowie die offiziellen Bestandsdaten des DOE für die Woche zum 7. März im Mittelpunkt stehen. Das API meldete Dienstagnacht einen starken Anstieg der landesweiten Rohölvorräte der USA, aber auch einen beträchtlichen Rückgang der Benzinbestände.

Analyst: Welt steht vor "Peak Oil Trade"

11. März 2025

Der Analyst Jeff Currie von Carlyle Group Inc. geht davon aus, dass die Welt den Höhepunkt des internationalen Handels mit fossilen Brennstoffen bereits vor Jahren überschritten hat. "Der Anteil des weltweiten Energieverbrauchs, der aus fossilen Brennstoffen stammte, die über die Grenzen hinweg transportiert wurden, erreichte 2017 seinen Höhepunkt und ist seitdem um 5 % zurückgegangen“, so Currie in einem Forschungsbeitrag, in dem der ehemalige Chef-Rohstoffanalyst von Goldman Sachs die ‚Neue Joule-Ordnung‘ beschreibt, in der die Sicherheit der Energieversorgung das wichtigste Anliegen ist, während die Nachfrage weiter steigt.

Laut Currie würden Länder mehr in erneuerbare Energien sowie Atomenergie investieren, um Energiesicherheit zu erlangen. Der grenzüberschreitende Handel mit fossilen Brennstoffen werde unter anderem auch weiter nachlassen, weil ihr Transport immer störanfälliger werde - sei es beispielsweise durch Handelskriege oder andere Faktoren.

Die Rohölpreise an ICE und NYMEX gaben zum Wochenbeginn wieder nach, nachdem es am Freitag zu einer vorübergehenden Aufwärtskorrektur gekommen war. Die Unwägbarkeiten, die die Marktteilnehmer derzeit abwägen müssen, sorgen auch weiterhin für eine gewisse Zurückhaltung.

"Externe Faktoren treiben die Ölpreise weiter nach unten und anhaltende Wachstumssorgen sorgen allgemein für eine risikoaverse Stimmung", so Warren Patterson zur aktuellen Konstellation. "Die sich deutlich verschlechternde Stimmung an den Märkten macht es schwierig, einen Boden auszumachen", fügt der leitende Rohstoffstratege der ING Groep NV hinzu.

Zu dieser Verschlechterung der Stimmung trug zuletzt maßgeblich das Hin und Her der US-Regierung im Hinblick auf die Strafzölle gegen die Nachbarländer Kanada und Mexiko bei, sowie die Zollspirale, in die die USA und China hineinzuschlittern scheinen. Die Möglichkeit, dass die Strafzölle der US-Konjunktur erst einmal schaden könnten, bevor sie ihr (vielleicht) nutzen, treibt die Trader dabei nicht erst seit dem jüngsten Interview Trumps mit dem Fernseh-Sender Fox News um.

Wie die EIA die aktuelle Lage und die künftige Entwicklung am Ölmarkt nach den ersten Wochen der zweiten Trump-Präsidentschaft einschätzt, wird sich heute Abend zeigen, denn dann veröffentlicht die Behörde ihren neuesten Monatsbericht. Die entsprechenden Berichte von OPEC und IEA folgen am morgigen Mittwoch und am Donnerstag.

Am späten Abend - um 21:30 Uhr - ist außerdem der nächste US-Ölbestandsbericht des API fällig. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters gehen die befragten Analysten davon aus, dass die landesweiten Rohölvorräte der USA in der vergangenen Woche zugenommen haben, während die Bestände an Destillaten und Benzin gesunken sein sollen.

Ebenfalls im Fokus der Marktteilnehmer werden heute die Gespräche zwischen Delegierten der USA und der Ukraine in Saudi-Arabien sein. Deuten die Ergebnisse der Gespräche darauf hin, dass es bald zu einem Ende des Krieges in der Ukraine kommen könnte - sollte sich auch Russland weiterhin kompromissbereit zeigen -, wäre dies ein weiterer bearisher Faktor für die Ölfutures.

Eher bullish wirkt dagegen die Aussicht auf strengere US-Sanktionen gegen den Iran und Venezuela. "Die USA haben Chevron bereits die Lizenz für die Geschäftstätigkeit in Venezuela entzogen, und es bleibt abzuwarten, ob die Sanktionen gegen den Iran verschärft werde", meint diesbezüglich der Analyst Suvro Sarkar von der DBS Bank und fügt hinzu: "In der Zwischenzeit werden jedoch die Sorgen um das globale Wachstum angesichts der politischen Unsicherheiten und der Handelskriege dominieren". Was die geplante Produktionssteigerung der OPEC+ anbelangt, geht Sarkar zudem davon aus, dass diese wieder ausgesetzt werden dürfte, sollte der Brent-Preis über einen längeren Zeitraum unter 70 Dollar pro Barrel sinken.

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